1. Heidelberger Symposium zur Unternehmensrestrukturierung

Das Erste Heidelberger Symposium zur Unternehmensrestrukturierung war zugleich die Auftaktveranstaltung zum neuen Studiengang „Legum Magister in Unternehmensrestrukturierung“.

Unternehmensrestrukturierung im Wandel?!

Neben Informationen zum Studiengang und Vorträgen von Sanierungspraktikern gab es auch eine Podiumsdiskussion zum Thema „Wie funktionieren erfolgreiche Unternehmensrestrukturierungen in Deutschland?“.

Heidelberg, 17. April 2008. Trotz aktuell guter Konjunkturlage wird der Restrukturierungsdruck auf deutsche Unternehmen weiter steigen. Das sagten Christopher Seagon, Partner bei WELLENSIEK RECHTSANWÄLTE -Partnerschaftsgesellschaft- in Heidelberg und Dr. Ralf Moldenhauer, Partner bei Roland Berger Strategy Consultants GmbH, Berlin, auf dem Ersten Heidelberger Symposium zur Unternehmensrestrukturierung vor etwa 150 geladenen Gästen. Als Gründe nannten sie unter anderem die schwache US-Wirtschaft mit dem dramatischen Anstieg der Kreditausfälle, die allgemeine Finanzmarktkrise sowie steigende Faktor- und Energiekosten.

Moldenhauers Kollege Michael Blatz und Seagon sind Geschäftsführer der HEIDELBERGER GEMEINNÜTZIGE GESELLSCHAFT FÜR UNTERNEHMENSRESTRUKTURIERUNG MBH (HGGUR). Sie bauen derzeit zusammen mit Professor Dr. Dr. h.c. Werner F. Ebke, Direktor des Instituts für Gesellschafts- und Wirtschaftsrecht an der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg, den neuen Studiengang „Legum Magister in Unternehmensrestrukturierung“ (LL.M. corp. restruc.) auf, der ab dem Wintersemester 2008/09 in Heidelberg Berufseinsteiger und Studienabgänger zu Sanierungs- und Restrukturierungsexperten ausbilden wird.

„Die Subprime Krise erschwert die Finanzierung auch bei Unternehmen in Deutschland“, sagt Moldenhauer weiter. Laut Restrukturierungssurvey 2008 von Roland Berger Strategy Consultants rechne die Mehrheit der befragten Unternehmen mit Kreditverknappung, schlechten Kreditkonditionen und einer gedämpften Konjunkturentwicklung. 73 Prozent der Unternehmen erwarten mittelfristig neuen Restrukturierungsbedarf oder erachten Restrukturierung generell als Daueraufgabe. Vor allem Banken, Automobilzulieferer und Einzelhandel wären einem hohen Restrukturierungsdruck ausgesetzt.

Als ein mögliches Mittel der Restrukturierung sieht Rechtsanwalt Seagon dabei auch die Insolvenz. „Der Schutz des Insolvenzrechts kann die Restrukturierung erleichtern“, sagt Rechtsanwalt Seagon. Die Insolvenzordnung biete mit Maßnahmen wie dem Insolvenzplan, übertragender Sanierung und der Insolvenz in Eigenverwaltung hierfür geeignete Gestaltungsmöglichkeiten. Als Beispiele für erfolgreiche Sanierungen aus der Insolvenz nannte Seagon die Drogeriekette Ihr Platz, den Maschinen- und Anlagenbauer Babcock Borsig sowie das Medienunternehmen Kirch Media. Um jedoch auch an die Vielzahl der Restrukturierungserfolge wie in den USA nach dem Chapter 11 Verfahren heranzukommen, müsse das Image der Insolvenz in Deutschland verbessert werden, der Gesetzgeber müsse noch mehr Planungssicherheit schaffen und die Insolvenzverwalter müssten vor ihrer Bestellung durch die Amtsgerichte ihre Sanierungsqualitäten nachweisen.

Neben der Prognose über steigende Unternehmenskrisen waren sich Ralf Moldenhauer und Christopher Seagon einig, dass für Restrukturierungen generell Expertenwissen erforderlich ist. „Diese Experten benötigen sowohl ausgezeichnetes unternehmerisches Wissen als auch besondere Kenntnisse im Querschnittsbereich von Betriebswirtschaft und Recht“, weiß Seagon aus seiner Erfahrung als Insolvenzverwalter. Deshalb haben Seagon und Blatz zusammen mit Professor Ebke den neuen Aufbaustudiengang „Legum Magister in Unternehmensrestrukturierung“ (LL.M. corp. restruc.), ins Leben gerufen. „Aufbau, Inhalt und Form des neuen Studiengang entsprechen der Nachfrage an qualifizierten Restrukturierungsspezialisten, die insbesondere die mittelständische Wirtschaft in Deutschland benötigt“, sagt Moldenhauer.

Für Professor Ebke ist das Angebot einzigartig. „Es gibt in Deutschland kein anderes Institut, das dieses Wissen in dieser Form vermittelt“, sagt Ebke. Er hebt hervor, dass die Absolventinnen und Absolventen interdisziplinär, international, anwendungsorientiert und wissenschaftlich ausgebildet werden.

In der Podiumsdiskussion erörterten Professor Dr. Dres. h.c. Peter Hommelhoff, Professor em. und Rektor em., Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg; Partner, KPMG Deutsche Treuhand-Gesellschaft Aktiengesellschaft Wirtschaftsprüfungsgesellschaft, Karl J. Kraus, Stellv. Aufsichtsratsvorsitzender, Roland Berger Strategy Consultants, Berlin, Claus Matecki, Mitglied des Geschäftsführenden Bundesvorstandes des Deutschen Gewerkschaftsbundes, Berlin sowie Professor Dr. Rolf Stürner, Direktor, Institut für deutsches und europäisches Zivilprozessrecht, Abt. I, Albert-Ludwigs-Universität Freiburg i. Br. und Rechtsanwalt Dr. Jobst Wellensiek, Seniorsozius WELLENSIEK RECHTSANWÄLTE –Partnerschaftsgesellschaft-, Heidelberg, Senator e.h. der Ruprecht-Karls Universität Heidelberg unter der Moderation von Professor Dr. Burkhard Hess, Dekan der Juristischen Fakultät und Direktor, Institut für ausländisches und internationales Privat- und Wirtschaftsrecht, Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg das Thema „Krise, Insolvenz und Neuanfang: Aus Unternehmerfehlern lernen und sie vermeiden: Wie funktionieren erfolgreiche Unternehmensrestrukturierungen in Deutschland?“